Nachgang zur Veranstaltung „Häfen, Werften und Reedereien in der Pandemie“

anbei mal wieder ein paar Zeilen zur Info, Arbeitnehmer/innen, Betriebsräte, Gewerkschaften und Politik gemeinsam für mehr Solidarität und soziale Gerechtigkeit.  

Rote Grüße

Franziska Junker

Klar ist es schwer, wenn Werten, Häfen und Hafenarbeiter alle ihre eigenen Baustellen haben, da eine Linie zur Problembekämpfung zu finden. Aber immerhin haben sich eine Gruppe aus Gewerkschaften, Betriebsräten, Hafenarbeiterinnen und Politik gefunden, die das Thema gemeinsam weiterbearbeiten möchten.

Die Branche ist im Umbruch, viele Betriebe befinden sich in einem Transformationsprozess, der mit großen Herausforderungen sowohl für die Beschäftigten, die Mitbestimmung und die Sozialpartnerschaft verbunden sind. Aktuell laufen zum Beispiel im Hamburger Hafen harte Tarifverhandlungen. In den Reedereien gibt schon länger nur noch minimale Vorgaben zum Einsatz von (zwei) deutschen Seeleuten. 

Die Beschäftigten haben in den letzten Jahren durch ihre Arbeit einen erheblichen Anteil an den unternehmerischen Erfolgen geleistet und zeigen auch jetzt im Transformationsprozess Flexibilität und die Bereitschaft, für ihren Arbeitsplatz zu kämpfen. Eine dauerhafte Herausforderung ist dabei die Digitalisierung: Im Emdener Hafen wird von VW gerade ein sogenanntes „Yard Management“ eingeführt, wo jeder Mitarbeiter ein Smartphone in die Hand bekommt und somit selbständige Fahraufträge und Buchungen der Stellplätze ausführen kann. Was geschieht dann mit den gut bezahlten Arbeitsplätzen?

Die Veranstaltung zeigte die starke Betroffenheit der Branche durch die Pandemiemaßnahmen, zum Beispiel durch teils unklare Zukunftsperspektiven für die (Kreuzfahrt-)Werften, aber auch durch fehlende Impfpriorität für Seeleute, die dadurch zum Beispiel keine Landgänge machen können und lange in Quarantäne müssen. In den Häfen haben sich die Abläufe in der täglichen Arbeit verlangsamt, Schiffe kommen seltener. Aber das dauert jetzt natürlich viel länger als sonst und dadurch steigen dann die Personalkosten sowie der Druck auf die Beschäftigten.

Teils wird die Pandemie von Unternehmen ausgenutzt. In der Meyer Werft wird systematisch Kernbelegschaft durch Werkvertragsarbeiter ersetzt, obwohl die Auftragslage noch akzeptabel ist und man sich damit am Rande der Legalität bewegt. In anderen Werften geschieht ähnliches. Die IG Metall mobilisiert dagegen intensiv, aber es bräuchte hier auch ein Eingreifen der Politik, vor allem wenn staatliche Hilfen geleistet werden.

Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es wichtig ist, dass man die Themen Tarife, deutsche Beflaggung und Besatzung, Seeleute und Werften nach Corona und den Bundestagswahlen weiter behandelt und endlich etwas ändert. Man redet seit Jahren und erreicht aber nichts in der Maritimen Wirtschaft. Auch bei der 12. Nationalen Maritimen Konferenz vor zwei Wochen kamen Beschäftigte kaum vor. 

Alle Beteiligten waren sich einig: Die Beschäftigten in den Hafenregionen können erwarten, dass die von ihnen bezahlten Steuern nicht für Maßnahmen verwandt werden, die letztlich ihre eigenen Arbeitsplätze gefährden. Die Bundes- und Landesregierung muss eine soziale Agenda zur Absicherung der Beschäftigten entwickeln.