Pia Zimmermann, „Der rote Hahn,“

Ein Bericht aus dem Infoblatt von Pia Zimmermann, „Der rote Hahn,“
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  • Interview mit Franziska Junker,*

Im Fokus deiner Arbeit stehen die Beschäftigten in den Häfen an dem Nord und Ostseeküste. Du selbst bist am Emder Hafen tätig. Wie ist die Situation?Die Pandemie trifft auch die Häfen schwer – weltweit, in Niedersachsen, in Emden. Stockende Auftragslage, weniger Schifffahrtsverkehr, weniger Arbeit. Das Ende und die Folgen der ergriffenen Maßnahmen sind noch schwer einzuschätzen. Aber klar ist, dass am Ende der Kette die Familien stehe, die auf Löhne angewiesen sind.

Die dürfen nicht die leidtragenden sein, dafür müssen wir jetzt kämpfen. Corona betrifft nicht nur die medizinische, sondern ganz massiv auch die soziale Frage. Dazu kommt, dass die Häfen ohnehin vor einem Umbruch stehen.Welchen Umbruch meinst du?

Die vorangetriebene Digitalisierung und Automatisierung sowie der Umgang mit ihren Folgen gehören zu den größten sozialen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen des Jahrhunderts. Die Häfen, den Verkehr, die Logistik wird diese sogenannte vierte industrielle Revolution gründlich umkrempeln.

Es ist eine Revolution, deren Ziel die Rationalisierung des Produktionsprozesses und die Profitmaximierung ist.

Das muss allen klar sein Es wird befürchtet, dass ein Drittel der Arbeitsplätze in den Häfen in Niedersachsen eingespart werden könnten. Viele Firmen bangen um ihre Zukunft.Welche Betriebe sind besonders betroffen?

Weite Bereiche an der ganzen Küste und darüber hinaus würden Auswirkungen spüren, wenn von uns keine klare Ansage gemacht wird: Digital muss sozial. Es bringt nichts, den Prozess aufhalten zu wollen, denn er wird kommen, so oder so! Wir reden über den Einzelhandel und die Gastronomie in der Region, den Tourismus und die Freizeitindustrie.

Natürlich vor allem über den Automotivbereich und die Zulieferindustrie. Der Emder Hafen ist der Basishafen des Volkswagenkonzern im Automobilumschlag. Nach Zeebrügge und Bremerhaven ist Emden der drittgrößte Automobilumschlaghafen in Europa.

Im Zuge der E-Mobilität soll der Emder Hafen für den VW-Konzern der Vorzeigehafen für das autonome Fahren werden.Bieten sich auch Chancen?Nur, wenn gemeinsam für die Interessen der Beschäftigten gekämpft wird. Denn man muss schon deutlich sagen, dass es den Chefetagen nicht darum geht, den Leuten Arbeit und gute Löhne zu bringen, sondern den Rubel rollen zu lassen.

Ein Kurswechsel in der Arbeitspolitik kommt nicht von allein, da müssen wir Druck machen und mehr selbst in die Hand nehmen. Ein weiser Mann, der kürzlich Geburtstag hatte, sagte mal „Die Befreiung der Arbeiterklasse muss das Werk der Arbeiterklasse selbst sein.“ Klingt etwas altmodisch, aber wo er recht hat, hat er recht.

Franziska Junker: Mitglied im Landesvorstand DIE LINKE. Niedersachsen, Mitglied im Vorstand des Kreisverbandes Leer, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende in einem Betrieb im Emder Hafen., Mitglied im Bundesfachgruppenvorstand Verkehr Maritime Wirtschaft ver.di Niedersachsen/Bremen sowie ehrenamtliche Arbeitsrichterin am Arbeitsgericht Emden.

Bild: Wikimedia (Borssumer Schleuse und Blick in den hafen von Emden, Ostfriesland, Niedersachsen)

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