Warum Streiken die Arbeiter*innen in den Häfen?

Streiken ist unser Recht!  Ein Interview mit Franziska Junker

Im Tarifkonflikt zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) konnte auch in der sechsten Verhandlungsrunde (5. Juli 2022) keine Einigung erzielt werden. Unserer Forderung nach einem echten Inflationsausgleich kommen die Arbeitgeber mit dem jetzt vorliegenden Angebot nicht in ausreichendem Maße nach.

Wir brauchen einen echten Inflationsausgleich, um die Beschäftigten in allen Betrieben nicht mit den Folgen der galoppierenden Preissteigerung allein zu lassen. Wichtig ist eine echte Reallohnsicherung über die gesamte Laufzeit des Tarifvertrages. In den letzten Jahren haben die Beschäftigten bis an die Belastungsgrenze gearbeitet und die Lieferketten zusammengehalten. Dafür haben sie in allen Betrieben nicht nur einen gerechten Anteil, sondern auch eine verlässliche Absicherung verdient.

Wie ist der Streik abgelaufen? Die Warnstreiks waren ein großer Erfolg! Die Arbeitnehmer*innen haben zusammen deutlich gemacht, dass das Angebot des ZDS unbedingt nachgebessert werden muss.

Hat die Arbeitgeberseite euch angegriffen oder haben sie fair verhandelt? Mehrere Mitgliederbetriebe des ZDS haben gegen die Warnstreiks von ver.di Gerichtsverfahren angestrengt, um die Unrechtsmäßigkeit der Warnstreiks von den Arbeitsgerichten feststellen zu lassen. Das ist an der ganzen Küste, von Emden bis Hamburg nicht gelungen. Für die Häfen Brake, Bremen, Bremerhaven und Wilhelmshaven wurden die Anträge der Arbeitgeber zurückgewiesen.

Nur in Hamburg bestand die Auffassung des Arbeitsgerichts, das die Streikaufrufe rechtsfehlerhaft seien. Um den zweiten Warnstreiktag nicht zu gefährden, hat ver.de einen Vergleich zugestimmt. Dieser besagt, dass ver.di in den nächsten sechs Wochen drei weiteren Verhandlungen mit dem ZDS zu führen hat, um ein Tarifergebnis zu erzielen. In dieser Zeit darf nicht gestreikt werden, das ist Voraussetzung für den Vergleich. Jetz muss zur Verteidigung des Streik Rechs erst recht gestreikt werden. 

Wie nimmt die Außenwelt die Streiks der Hafenarbeiter*innen wahr? Ganz Deutschland schaut aktuell auf unseren Konflikt in den Häfen. Wir haben die volle Aufmerksamkeit aller, denn bei uns geht es um Wirtschaftsinteressen. Würden wir Leben retten, wären wir nicht halb so interessant. Ich Frage:„Wo bleibt der gesellschaftliche und medialer Aufschrei bei der Situation der Beschäftigten in den Krankenhäusern?“

Franziska Junker und Kai Jesiek DIE LINKE Kreisverband Leer, ist klar: „Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt den Streikenden in den Häfen.

Die nächsten Monate werden zeigen, wer für die Krise zahlt, also zeigt euch solidarisch mit den Streiks in eurer Nähe, organisiert euch in einer Gewerkschaft und lasst euch nicht von euren Chefs spalten.